Freitag, 15. Januar 2010

Sanitation

Die hygienischen Verhältnisse in Indien lassen sich vereinfacht folgendermaßen zusammenfassen: Beschissen wäre noch geprahlt. Es erfordert teilweise schon einiges an Mut, sich dieser Probe für das Immunsystem zu stellen.

Geputzt wird generell nicht, das Wort "Vacuum Cleaner" scheint allgemein unbekannt, Putzutensilien abseits des einfachen Besens habe ich noch in keinem Haushalt vorgefunden. Das Geschirr wird kurz unter verkeimtes Wasser gehalten bevor es anderen Gästen serviert wird. Gegipfelt wird all dies in der Tatsache, dass mit den nackten Fingern gegessen wird, die aus Ermangelung an Seife bestenfalls auch in verkeimtem Wasser abgespült werden können.

Ich frage mich, warum die Fernbedienung für den Fernseher in eine Plastiktüte eingepackt ist. Die Antwort ist simpel, wenn auch ungewohnt: damit sie nicht dreckig werden kann. Mit meinem neu erlangten Wissen deute ich so auch das Vorhaben, die Sitze im Auto in Plastik einzuwickeln.

Mülltrennung existiert nicht, es gibt noch nicht mal eine Möglichkeit, Müll überhaupt irgendwie zu verwerten (was wohl auch eine Organisation wie Müllabfuhr voraussetzen würde). Müll selbst gibt es allerdings genug und überall. Entweder werden die Abfälle also auf offener Straße verbrannt oder aber es wird eine heilige Kuh auf die Erde geschickt, die den Müll einfach verschwinden lässt.


Für den Westler ebenfalls unbequem dürfte sich im wahrsten Sinne des Wortes der Gang zur Toilette gestalten. Die Maus hat mich für das Thema glücklicherweise schon vorsensibilisiert, überfordert bin ich in meinem ersten Real-Time-Scenario aber zunächst dennoch. Nachdem ein Restaurant sich für mich besonders durch eine Instant-Verdauung auszuzeichnen scheint, muss ich zwangsläufig von den sanitären Einrichtungen Gebrauch machen. Erst nachdem ich vor vollendeter Tatsache stehe, setze ich mich mit dem Gedanken an das Wasser auseinander. Ich probiere es, nehme einen kräftigen Schluck und spiele damit in erster Linie meiner Hose zu. Nach dem zweiten eher kontraproduktiven Versuch gebe ich auf und schleiche mich zurück ins Restaurant, um von dort unbemerkt Servietten zu stehlen.

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