Sonntag, 17. Januar 2010

The Knights Of Coconuts

Seit geraumer Zeit, genauer gesagt, seit dem Gespräch mit einem fremden Mädchen in der S-Bahn (da mir in Indien bisher noch keine S-Bahn über den Weg gefahren ist, gehe ich stillschweigend von der Annahme aus, dass dies noch vor meiner Abreise stattgefunden haben muss) weiß ich, dass Kokosnüsse ein ominöses Doppelleben führen. Mit dem Begriff Kokosnuss dürften die meisten Nicht-Tropler wohl eine mittelgroß braun faserige Frucht assoziieren. Das stimmt natürlich voll und ganz, auch meine Vorstellung war auf diese Ansicht fixiert.

Verfolgt man den Weg einer Kokosnuss aber zurück bis in ihre Unreife, so ergibt sich ein völlig anderes Bild. Kokosnüsse im frühen Stadium sind größer, grüner und saftiger als wie man sie gewohnt zu sein scheint. Solche bekommt man in Kerala an jeder Straßenecke; wenn man noch etwas genauer hinsieht, sogar fast an jedem Baum. Auch ich musste mir erklären lassen, was man mit so einer Kokosnuss überhaupt anfangen kann, sofern man nicht nur ausschließlich darauf abzielt, den Reifeprozess frühzeitig zu beenden.


Zunächst lässt man sich von fachkräftigem Personal mit Spezialwerkzeug die Oberfläche der Kokosnuss an einer Stelle leicht aufschlagen, um dort eine Trinköffnung integrieren zu können. Ich habe mir daraufhin immer einen Strohhalm geben lassen, der mich die Kokosnuss bequem mit der Trinköffnung nach oben halten lässt. Da ich bisher gänzlich darauf verzichte, meine körperlichen Reize in der Öffentlichkeit auszuspielen, verzichtete ich an dieser Stelle auch immer darauf, die eine Coca-Cola-Werbung zu imitieren, bei welcher ein verschwitzter Mann sich aus Erfrischungsgründen braun klebrige Cola die nackte Brust hinab fließen lässt. Diesen Erfrischungsmoment möchte ich aber in meinen eigenen vier Wänden zumindest einmal erlebt haben.

Ist die Kokosmilch aufgetrunken, so soll ein weiterer Schritt zwischen Konsument und Kokosnuss stattfinden. Diese wird wieder dem fachkräftigen Personal übergeben, welches die Kokosnuss nun entzwei schlägt. Ein Routineeingriff, der Konsument sollte dabei keinen Schaden nehmen. Mit einem ebenfalls der Kokosnuss enstammenden Teilstück wird ein löffelähnliches Besteck improvisiert, welches dazu dient, das Fleisch auszuschaben. Vegetarier können diesen Schritt getrost überspringen.


Auch wenn die Begegnung Mensch - Frucht hier zunächst endet, können die anfallenden Abfälle durchaus noch weiter verwendet werden. Überhaupt lässt sich die ganze Palme recht vielseitig verwerten. So werden die Blätter verflochten, während der Stamm hin und wieder dem Hausbau zu Gute kommt. Nicht zu vergessen ist natürlich auch das Pferdegetrampel, das sich mit den leeren Schalen imitieren lässt.

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