Montag, 11. Januar 2010

Houseboat

Tag 3 und 4 sollen zusammengehören und sich dadurch auszeichnen, auf einem Hausboot verbracht zu werden. Kerala, genauer gesagt dessen Stadt Alappuzha bietet nämlich dafür bestens geeignete Backwater. Für mich eine an sich unheimlich aufregende Sache, da ich so langsam beginne, Indien mit allen 5 Sinnen zu erleben. Sehen und dabei Staunen habe ich hiermit zumindest schon erfüllt. Wenn ich es mir genauer überlege, möchte ich aber beim Thema Sehen fairerweise auch noch die ganzen Farben erwähnen, die ich allgegenwertig wahrnehme.

Ein Hausboot hat man sich in etwa so vorzustellen:


Innen recht geräumig, mit immerhin 3 Schlafzimmern (!) und Plasmafernseher (?).


Außen wird kaltes Bier serviert...


... während die Aussicht einfach nur geil ist.


Wir genießen und fühlen uns wie Paschas, da jeder von uns sogar einen eigenen Bediensteten hat. Ab und zu steigen wir mal auf einer dieser Inseln aus und sehen uns seltene, dort ansässige giftige Tiere, sowie auf den Inseln autark lebende Menschen an. Ich bin beeindruckt, da hin und wieder pro Insel nur ein Haus, ein kleines Reisfeld, ein paar Kokosnussbäume und eben das Wasser ringsherum vorhanden ist. Infrastruktur adé.

Die Inselbewohner sind, wie ich mir sagen lasse, blau - zurückzuführen auf den aufs Wasser ausgerichteten Lebensstil. Zwei der Inselbewohnerinnen, die das heiratsfähige Alter noch nicht ganz erreicht haben, wollen unbedingt wissen, wie ich heiße.


Wahrscheinlich hoffen sie darauf, als nächste Generation das Leben nicht ausschließlich auf der Insel verbringen zu müssen. In ihren Vorstellungen könnte ich sozusagen der Erlöser, der Wegheirater werden. Wer weiß, vielleicht ticken die Uhren dort ja schneller.

Bei Sonnenuntergang lerne ich den Wert einer Kokosnuss zu schätzen und wie ich diesen entsprechend zu würdigen habe. Kokosnüssen werde ich bestimmt noch ein eigenes Kapitel in meinem Abenteuer widmen.


Nach Sonnenuntergang erzählt einer meiner "Mitfahrer", er fühle sich krank. Fiebrig. Wir halten an und sollen schlafen. Stehende Gewässer, ich wusste doch da war was. Meine bisherig gelebte lockere Unvorsicht fühlt sich auf die Probe gestellt und in meinen Augen leuchten 7 gelbe Buchstaben: Malaria. Aus Unsicherheit und einem schwierig einzuschätzenden Maß Angst drehe ich durch. Ich ziehe alle meine imprägnierten Klamotten über, sogar mehrlagig. Das Haupt bedecke ich deckend mit einer vor Insektengift triefenden Mütze. Die Augen schütze ich mit einer Sonnenbrille und alle freiliegenden Hautstellen schmiere ich im 10-Minuten Takt zu. Ich stopfe mir sogar das Hemd in die Hose.

Ich frage nach einem Moskitonetz, aber ein solches fährt nicht mit. Meine Malariaprophylaxe liegt ebenfalls zuhause gut und sicher aufbewahrt. Ich schmeiße die Klimaanlage auf 16° und drehe den Ventilator voll auf, ich bilde mir ein, Moskitos stechen bei Kälte und Wind nicht. Ich friere. Beim Versuch, einen schwarzen Punkt an der Decke als Moskito der Gattung Anopheles zu interpretieren, schneidet der rasende Ventilator schier mein Haupt vom Halse. Mir fällt ein, dass ich gelesen habe, dass wegen der Anti-Moskito-Mittel schon Leute gestorben sind, nachdem sie zunächst an Schlaflosigkeit litten. Ich kann nicht schlafen.

Am nächsten Morgen sind alle wieder fit, ich spüre allerdings Symptome einer Erkältung. Beim Blick in die Ferne beschließe ich: Es war die Klimaanlage.

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