Montag, 11. Januar 2010

Art

Noch am selben Tag 2 steht ein in meinen Augen weiteres Spektakel an. Wir sehen uns eine traditionelle Art Performance an, die eine Geschichte aus dem Bereich der Götter in Form eines atemberaubenden Tanzes überliefert (Mudiyettu). Dabei geht es heiß her:



Erstaunlich finde ich vor allem die Tatsache, dass der Tanz nicht einfach nur rhythmisch anmaßende Bewegungen aneinanderreiht (dies entspräche ansonsten in etwa meiner Definition von Tanzen), sondern tatsächlich die Geschichte erzählt. Einige Zuschauer um mich herum haben noch gelernt diese Sprache zu lesen und somit jede Bewegung zu deuten. Dabei spielt der Einsatz des Körpers eine ebenso wichtige Rolle wie der des Gesichts, der Mimik. Das Gesicht ist nicht, wie auf die den ersten Blick zu vermuten wäre, von einer Maske bedeckt, es ist lediglich von Make-Up übertüncht. Um das Make-Up so pompös wie eine Maske wirken zu lassen, braucht es vor jeder Vorstellung an die drei Stunden Schminkzeit.

Begleitend zum Tanz schlagen Männer mit nackten Oberkörpern im Hintergrund auf Trommeln. Als Lichtquelle dient fast ausschließlich eine in der Mitte platzierte Öllampe, sowie ab und an ein durch Feuerspucken produzierter Überraschungseffekt (in etwa vergleichbar mit einem Rammstein-Konzert).

Auf dem linken Bild ist ein Symbol zu sehen, über das wohl so ziemlich jeder Angehörige einer westlichen Gesellschaft stolpern würde: ein Swastik. Dieses hat seinen Ursprung in der hinduistischen Mythologie und sollte ursprünglich "Glück" symbolisieren. Der deutsche Gebrauch sah eine "umgedrehte" Version des Swastik vor (sodass die Zacken gegen den Uhrzeigersinn verlaufen). Dass dieser deshalb für "Unglück" steht, ist naheliegend.

Den gravierendsten Eindruck, den ich von der Performance mitnehme, schreibe ich aber folgendem zu: Der Kopfschmuck des Protagonisten ist massiv, ebenso ein Großteil der Kleidung. Die Performance geht mindestens zwei Stunden bei viel Bewegung und heißem Klima. Wer 1 und 1 zusammenzählt, bemerkt die enorme körperliche Belastung, die auf den Tanzenden einwirkt. Dies hat zur Folge, dass besagter meist Kontrolle über Körper und Geist gänzlich verliert und in diesem tranceähnlichen Zustand sich tatsächlich wie die zu verkörpernde Gottheit fühlt. Er wird eins mit seiner Rolle.

2 Kommentare:

  1. Hört sich sehr beeindruckend an!
    Im deutschen Gebrauch, oder besser Missbrauch, der Swastika verliefen deren Zacken allerdings ebenfalls im Uhrzeigersinn...

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  2. Da hast du vollkommen Recht. Da ist die Realitaet wohl glatt der Dramaturgie zum Opfer gefallen...

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