Dienstag, 12. Januar 2010

Marriage

In Indien wird eher aus Vernunft als aus Liebe geheiratet. Nicht etwa die Betrauten finden sich, sondern deren Eltern. Dies gilt übrigens allgemein für sämtliche Religionsformen in Indien, dabei ist zu beachten, dass man religions- und kastentechnisch übereinkommt. Die Kaste ist angeboren und zumindest zu Lebzeiten nicht veränderbar. Das Kastensystem sieht grob gesagt vier vertikale Stufen (Geistliche, Krieger, Händler und Bauern), die sich dafür aber teilweise zu Tausenden in die Breite ziehen. Am Namen kann man in den meisten Fällen ablesen, mit wem man es zu tun hat. Ich bin dieser für mein Leben bisher unbedeutenden Fähigkeit allerdings noch nicht mächtig.

Die Wahl der Religion dagegen darf in manch liberal gesinnteren Bundesstaaten durchaus geändert werden. So habe ich Hindus getroffen, die "actually think they believe in god" oder solche die sich dem Buddhismus zugewandt haben. Dessen Ursprünge sind übrigens auf Indien zurückzuführen, Buddha war eine Inkarnation eines ich glaube in irgend einer Form erschaffenden Gottes des Hinduismus. Prozentual betrachtet spielt der Buddhismus in Indien heute aber nur noch in der unteren Liga.

Sind sich die Eltern von beiden Parteien einig, darf allerdings nicht einfach drauf losgeheiratet werden, vielmehr muss erst noch das tatsächliche ob und das nicht minder wichtige wann geklärt werden. Diese beiden Fragen können nur durch höhere Instanzen treffsicher beantwortet werden. Man fragt die Götter - und zwar indem man sich ansieht, wie sie die Sterne konstellieren. Astrologie ahoi!

Den mitunter wichtigsten Moment im Leben, den der Heirat, erleben die meisten Inder für unsere Verhältnisse schon verhältnismäßig früh. Wie früh kann aber nicht unbedingt verallgemeinert werden. Ich, der sich nach unseren Verhältnissen bezüglich diesem Thema noch verhältnismäßig jung fühlt, werde oft gefragt, ob ich denn verheiratet sei. Nachdem durch ein dezentes "no" meist Augenrollen provoziert wird, habe ich mir angewöhnt das Augenrollen mit einem "No no, I'm just kidding. I am married and I have seven children." zu erwidern.

Ein Verwandter der Familie, bei der ich in Kerala gehaust habe, meinte darauf sogar, ich solle doch trotzdem hier noch ein Mädchen heiraten. Die könnte mir dann wenigstens endlich Malayalam beibringen.

1 Kommentar:

  1. Na dann solltest du dir aber lieber gleich ein Weiblein pro Bundesstaat suchen! ;)

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