Mittwoch, 20. Januar 2010

Next Stop: Bangalore

Den Großteil meines indischen Aufenthaltes habe ich, wie aus meinen Erzählungen bisher nur wenig hervorgeht, vor, mit einer sinnvollen Tätigkeit zu verbringen. Ich möchte im Bereich der Software Entwicklungshilfe leisten. Da Indien den Sprung vom Entwicklungsland zum Schwellenland nicht zuletzt dieser Branche zu verdanken hat, bin ich doch sehr interessiert zu verfolgen, wie dank einer Wissenskraft meinergleichen aus dem ruralen Indien ein urbanes wird. Ich werde hierfür ein Praktikum bei einem kleinen, beschaulich lokalen Verein antreten, von welchem ich mir neben dem besseren Verständnis der Kultur auch verspreche, meine Interessen und meine weiteren Ziele näher kennenzulernen.

Die Zugfahrt von Thiruvananthapuram nach Bangalore dauert ganze 17h und durchbricht dabei auch die Sprachgrenze. Kannada spricht man in Karnataka, zu welchem Bangalore gehört, Malayalam verliert gänzlich an Bedeutung. Einen Platz im Zug zu buchen erwies sich übrigens nicht gerade als einfach, da sämtliche Züge generell immer lange im Voraus ausgebucht sind. Man hat aber wiederum häufig das Glück, dass Leute sich doch spontan umentscheiden und ihren Sitzplatz somit abgeben.

Ich nutze die Zugfahrt für kurze Telefonate, die ich mit meiner immernoch deutschen SIM-Karte führe. Da ich mir leider nur unzureichend bewusst war, dass der Preis pro Minute hierfür 4€ beträgt, bin ich umso überraschter eine Telefonrechnung von 180€ zu bekommen. Richtig schlafen kann ich im Zug nicht, ich träume, es würden sich fiese Würmer in meine Haut bohren und Eier legen. Ganz so abwegig ist der Gedanke im Nachhinein glaube ich gar nicht.

Die Ankunft ist früh morgens und ich kenne keine Sau. Ich schaffe es glücklicherweise, zur temporär eingerichteten Unterkunft manövriert zu werden und hole dort wurmlosen Schlaf nach. Mit Voranschreiten des Tages bemerke ich, dass ich immer noch keine Sau kenne und springe deshalb voll ins Leben. Leider scheint das echte Bangalore weit entfernt und meine Aussicht auf große Firmengebäude beschränkt. Ich erkunde meinen Block und sehe mich aufgrund der allgemein großen Distanzen vor eine echte Herausforderung gestellt.

Ich laufe geschätzte vier Kilometer, in welchen sich weder Landschaft noch Kulisse zu verändern scheinen. Autos, Hitze und Hunde, mehr nicht. Soll ich eine Rikscha nehmen? Wie soll ich sagen, wohin ich will? Wohin will ich überhaupt, ich kenne doch gar nichts.

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