Montag, 25. Januar 2010

Lohri

Auch wenn für meine Verhältnisse der Jahreswechsel bereits zelebriert wurde, nehme ich die doch recht spontane Einladung zu einer weiteren Feier gerne wahr. In Nordindien ist es Brauch, in der Nacht zum 14. Januar das alte Jahr in einem Feuer zu verbrennen und das neue mit einem Tanz um das Feuer Willkommen zu heißen, Lohri. Ganz nüchtern geht man(n) die Sache nicht an, ich habe bei dieser Gelegenheit meine erste Begegnung mit Alkohol (Anmerkung des Erzählers: in Indien). Zuerst ein weißer Wein, der besonders durch besonders ausgeprägte Süße auffällt, danach Whiskey. Ich habe während meiner wilden Zeit gelernt, guten Whiskey zu schätzen und ihn deshalb nicht als Mischgetränk zu verunreinigen. "The Indian Whiskey is so heavy, you can't drink it without mixing." Ich vergewissere mich vom Gegenteil, 37%, und nehme einen großzügigen Schluck direkt aus der Flasche. Von diesem Moment an gebührt mir großer Respekt und ich bin verwundert, warum dem so ist. Das schärfste Essen der Welt, aber selbst der schlappste Whiskey haut alle um.


Meine Mitfeierer zeichnen sich vor allem dadurch aus, männlich, unverheiratet, um die knappen 30 und informationstechnisch tätig zu sein. Solche Runden findet man in Bangalore wohl häufiger. Überhaupt scheint hier alles ein Bisschen liberaler zu sein. Die Leute suchen sich ihre Partner selbst aus und haben auch keine Scheu davor, nach dem was sie tun, nicht zu heiraten. Ich frage meine Kollegin, ob sie denn ihren Zukünftigen schon kennt, als sie mir erzählt, dass sie noch in diesem Jahr vermählt werden soll. "Of course I do. It's a love marriage. The times of arranged marriages are over."

Zurück zu Lohri. Das besagte Feuer wird auf offener Straße entzündet, in Hoffnung auf milde Reaktionen der hier hauptsächlich lebenden Südinder. Einer spricht einen Spruch, beschwört das Feuer, die anderen werfen Popcorn in die Flammen. Dazu ertönt laute Hindi-Musik, die auch mich zum Tanzen anregt. Da ich leider nicht mehr genau weiß, wie ich zu diesem Veranstaltungsort gefunden habe, bin ich froh, am Ende von immerhin 15 treuen Indern bis vor die Tür meiner temporär eingerichteten Unterkunft begleitet zu werden, die circa 10km entfernt sein dürfte.

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