Sonntag, 10. Januar 2010

Meals & Manners

Die Sache mit dem Essen gehe ich zunächst vorsichtig an, aus Angst mich gleich der Kohletablettentherapie unterziehen zu müssen. So habe ich immerhin die Gelegenheit, den anderen beim Essen über die Schulter - oder besser gesagt auf die Finger zu schauen. Die Inder essen nämlich mit keinem anderen Werkzeug als den gottgegebenen Fingern.


Man hat meistens einen Nährboden wie Reis, mehrere Currys und Pickles. Letzteres ist eine Art Gemüsezubereitung, die in erster Linie ungewohnt schmeckt. Currys sind vereinfacht ausgedrückt Fleisch in Soße, meist gekocht oder sogar steamcooked. Dabei sind die Knochen dann so weich, dass man sie einfach mitessen kann. Alles zusammen wird vermanscht und zu Munde geführt. Zum Schluss schleckt man sich genüsslich alle Finger ab.

Was wiederum danach kommt, hat mich ein wenig überrascht, dann aber amüsiert: man rülpst. Das ist das Zeichen für den Koch, dass das Essen geschmeckt hat und dass die im Allgemeinen so wichtig geltende Verdauung ihre Arbeit aufnimmt. Ebenso überrascht dürften meine Tischgenossen gewesen sein, als ich mich an dieser Zeremonie aktiv beteiligte - und zwar in einem Lautstärkepegel, der sich nicht zu verstecken brauchte. Einer sah dies glaube ich sogar als direkte Aufforderung zum Duell, woraufhin wir uns eine Weile auf diese Wellenlänge geeinigt haben.

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