Donnerstag, 21. Januar 2010

Benny Lava

Der erste Tag der Arbeit verläuft recht entspannt, geradezu paradiesisch, idyllisch, vergliche man ihn mit dem gewohnt hektischen Alltag in Deutschland. Auch der zweite knüpft recht gut an diese Gepflogenheiten an. Die Mitarbeiter treffen gegen 11h im Büro ein, versammeln sich dann zunächst in der Kaffeeecke, um dort gemeinsam bei einer Tasse Tee die imposantesten Erlebnisse der jeweiligen Privatleben auszutauschen. Eine halbe Stunde verfliegt wie im Wind. Halb 12 ist nicht unbedingt der Zeitpunkt, sich großen Aufgaben zu widmen, zumal die Gedanken schon um das für 12h angesetzte Mittagessen kreisen.

Beim Mittagessen selbst wird nicht gehetzt, dies widerspräche dem Genuss und dem Einklang mit der Verdauung. Um letzterer noch einen weiteren Schritt entgegenzukommen, findet gleich nach dem Mittagessen ein kollaborativer Spaziergang auf dem Campus statt. Zurück an den Arbeitsplätzen beginnt der individuellste Teil des Tages. Jeder hat dabei die freie Wahl, welche YouTube-Videos er sich ansehen und in welchen fremden Profilen er bei Facebook stöbern möchte. Sind dadurch sämtliche Energiereserven verbraucht, wird im Team eine weitere Tasse Tee konsumiert (Anmerkung des Erzählers: pro Mitarbeiter je eine Tasse), bevor die allgemeine Aufbruchstimmung ausbricht.

Beim Mittagessen an Tag 3 finden Gespräche über die individuellen Tätigkeiten am Nachmittag statt. Da das Arbeitsklima allgemein sehr kommunikativ ist und ein Team generell mehr weiß als das Individuum, finden Konversationen wie "Have you seen this? - No I haven't." statt, welche wohl genügend Inspiration für das Überleben im beruflichen Alltag bieten dürften. Ich steige voll in das Gespräch ein und frage offen in die Runde "Does anyone of you by any chance know Benny Lava?". Ein Teil der Kollegen macht sich allein schon beim Gedanken daran vor Lachen schier in die Hosen, die anderen gehören leider noch in die "No I haven't"-Kategorie. Mitsamt alle sind allerdings verwundert, dass für mich Benny Lava quasi die primäre Informationsquelle im Zuge der Vorbereitungen auf die weite Reise war.

Wir beschließen die "No I haven't"-Gruppe nicht länger auf die Folter zu spannen und versammeln uns nach getanem Verdauungsspaziergang vor meiner Kiste und geben uns zu circa zwanzigst dem urkomischen Tanzvideo hin. Ich kann nicht genau sagen, wer mehr lacht; die die es schon Tausend Mal gesehen haben oder die, die es gerade zum ersten Mal sehen. Etwas verwundert trifft mein Chef auf diese Menschenmenge, die von außen betrachtet recht seltsam erscheinen dürfte. Ich habe Angst, mich gleich autoritären Bemerkungen unterziehen zu müssen, doch diese vergeht, als der Chef nicht mehr als solcher zu erkennen in der lachenden Masse untergeht. Das Witzige an der Sache ist, dass er der einzige ist, der den echten Text versteht und daher wohl definitiv am lautesten lacht.

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