Montag, 8. Februar 2010

Tummy Upset

Ich kann leider nicht ganz genau sagen, welcher der beiden Artikel Out Of Everything respektive XXY (I put a spell on you) mehr zu meinem Unheil beigetragen hat. Vielmehr kann ich aber fühlen, dass mein Magen-Darm-System plötzlich Dinge tut, die ich selbst mit viel Wohlwollen nicht mehr der Kategorie normal zuordnen kann. Der Drang zum Gang zu den sanitären Einrichtungen baut sich binnen weniger Minuten bis zu einem an Explosionsgefahr grenzenden Maß auf und ich möchte nichts als meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Ich habe damit gerechnet, dass es mich eines Tages einholt, dieses Phänomen, ja ich hätte mir wahrscheinlich sogar mehr Sorgen gemacht, wenn es in meinem Fall ganz ausgeblieben wäre. Das gehört einfach zum Indienaufenthalt dazu und die Fragen, die man später zurück in der Heimat gestellt bekommt, zielen doch sowieso in erster Linie auf dieses Thema ab. Nachdem am Tag 5 meiner Mobilitätsstörungen (Anmerkung des Erzählers: ich möchte an dieser Stelle explizit auf Doppeldeutigkeit hinweisen) mein Bauch derart aufgebläht ist, dass ich es sogar in Erwägung ziehe, ein Kind auszutragen, beschließe ich diesen Umstand auch bei erneutem Versuch nicht als normal einzustufen. Da ich jeden Arbeitstag zwischen dem Eingang der Firma und meinem Arbeitsplatz das Schild "Way to doctor's room ->" passiere, gedenke ich am Tag 6 des Tohuwabu meiner Interna, dass dies der richtige Zeitpunkt sein sollte, diesem Doktor mal einen Besuch abzustatten.

In besagtem Raum treffe ich auf niemand geringeren als die Dame, die damals beim ersten Versuch in Bus "#41" direkt vor mir saß und somit die Initiatorin der ganzen Verwirraktion um guter versus böser Bus war. Ich fühle mich demnach gleich wohl und freue mich auf Bevorstehendes. "Are you the doctor?" frage ich verwundert. Auch sie erkennt mich wieder und auch ihr wird warm ums Herz. "No no, I'm just his assistent. The doctor is sitting in the other building today." Ich habe genügend Zeit, auf dem Weg in das andere Gebäude darüber zu philosophieren, warum es sich gerade heute als sinnvoll erweisen sollte, Arzt und Arzthelferin getrennt aufzubewahren.

Der Doktor fragt nach Name und Alter, welche er daraufhin in das ausschließlich sequentiell strukturierte Buch aller Patientendaten (die Akte aller Akten) aufnimmt. Ich erzähle von meinen Beschwerden, drücke zur Verdeutlichung des Gesagten auf meinen Babybauch und jaule "stomach, stomach". Der Arzt greift zu meinem Arm, misst meinen Puls in rekordverdächtigen 5 Sekunden and that's it. Er geht wieder zu der ihm zugesagten Seite des Schreibtisches und fängt an, mir vier verschiedene Medikamente aufzuschreiben. Abschließend sagt er noch, dass ich mir keine Sorgen machen müsste und dass ich sehr wohl jeden der folgenden Tage Vollzeit arbeitstüchtig bin. Das ist wohl die Rolle des Company-Doctors.

Ich besorge mir die Medizin in einer "Apotheke" und bin erstaunt, weder einen Namen, noch ein Mindesthaltbarkeitsdatum, geschweige denn eine Packungsbeilage zu den bunten Chemiebonbons zu finden. Diese gibt es quasi lose auf die Hand, kosten dafür aber auch nur umgerechnet 2€. Ich bin zwecks einer Einnahme skeptisch und warte den darauffolgenden Tag ab.


Das Logbuch zeichnet bereits Tag 7 ab Start Unwohlsein auf. Ich frage einen Kollegen, ob er denn schon Erfahrungen mit dem Company-Doctor gemacht hat. Dieser beginnt laut zu lachen und steckt mich damit gleich an, da ich eine lustige Geschichte erwarte. Er erzählt, dass der Grund für seinen Besuch damals eine Stimmbandentzündung gewesen sei. Auch ihm wurden initial Namen und Alter abgefragt, welche letztendlich im großen Diagnosenbuch untergegangen sein dürften. Letztere Frage beantwortete er übrigens wahrheitsgemäß mit "thirty", der Arzt verstand und schrieb aber daraufhin "13", "thirteen". Wie sich herausstellt, hat er damals bei zugegebenermaßen einem von meinem verschiedenen Krankheitsbild und -verlauf genau dieselbe Medikation verschrieben bekommen. Er hat - ebenfalls skeptisch - einen Medizin studierenden Freund gefragt, ob er denn die Chemiekeule identifizieren könnte. Dieser hat aufgeklärt: eines ist gegen Erkältung, eines ist gegen Fieber, eines ist gegen Magenprobleme, und das letzte schließlich gegen allergische Reaktionen. Wenn der Patient einfach alles einnimmt, stehen die Chancen, dass das richtige dabei ist und hilft, verhältnismäßig hoch. Warum sollte sich der Arzt dann überhaupt die Mühe machen eine Diagnose zu stellen?

Ich gehe noch am selben Tag ins Krankenhaus und lasse mir zumindest alibimäßig meinen Bauch abtasten. Ich bekomme vom dort praktizierenden Arzt nun fünf neue Medikamente verschrieben. Da ich scheinbar sonst keine Hoffnung auf Besserung in Sicht habe, ergebe ich mich schlussendlich seinen mysteriösen Pillen.

2 Kommentare:

  1. hat es denn wenigstens geholfen ? grüßle nora

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  2. Hallo Markus, hast Du denn jetzt alle neun Medikamente genommen? Das eine konnte ich noch als Paracetamol identifizieren, ist ja ein gängiges Schmerzmittel oder auch um Fieber zu reduzieren. Dorolac habe ich nach Recherche als Antibiotika gegen Magen/Darm-Infektionen identifiziert. Aber die anderen?
    Wohl bekomms und gute Besserung

    Gödde MM

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