Sonntag, 28. Februar 2010

Tamarind

Ich schaffe es endlich, nach einigen Zwischenfällen, das Restaurant bei mir um die Ecke, ohne Zwischenfälle, zu erreichen und dort zu dinieren. Begleitet werde ich bei dieser Gelegenheit von meinem Mitbewohner, der mir eine Hoffnung bezüglich Übersetzung und Interpretation der Speisekarte darstellt. Ein Mann am Eingang, der ein wenig aussieht wie ein Ritter, verneigt sich höflich vor uns, zahlreiches Personal beteiligt sich beim Aufhalten sämtlicher Türen, das erste Stockwerk erreichen wir in Anspruchnahme eines Aufzuges.

Die Atmosphäre im Restaurant ist überzeugend romantisch: der Blick passiert beim Flug durch den Raum Pärchen, für die es ein Besonderes zu sein scheint hier zu speisen (dies fällt in erster Linie durch die pompöse Kleidung auf), Familien, die Familienfeste feiern sowie meinen Mitbewohner, der mir in kurzen Hosen, Adidas-Shirt und Badelatschen gegenüber sitzt. Im Hintergrund läuft übrigens abwechselnd Modern Talking und Celine Dion.

Das Essen ist toll, ich entscheide mich trotz riesiger Auswahl für "Coli Flower", ich kann aber weder die Vokabel noch später das Essen richtig deuten. Mein Mitbewohner erklärt vor ausgeführter Bestellung anschaulich, Coli Flower sei ein Gemüse, das so aussähe wie "Brain". Wie sich letztlich herausstellt, handelt es sich bei meinem Tellerinhalt um nichts weiter als Blumenkohl, gekocht in Joghurt-Soße, angereichert mit Tomate und Cashew-Nuss - geradezu harmlos verglichen mit der Vorstellung von Kopfinnerem.

Man hat kaum die Gelegenheit den Teller vor sich leer zu sehen, immer und immer wieder kommt mindestens einer der Kellner und schöpft von allem nach. So viel Entgegenkommen ist fast schon unangenehm. Obwohl sicherlich beste Intentionen zugrunde liegen, nimmt es dem Essen irgendwie völlig die Ruhe weg. Nachdem wir so voll sind, dass wir jegliche Wiederauffüllaktionen dankend ablehnen müssen, wird mir gleich ein Feedback-Formular überreicht.

Ich kreuze an: Essen - exzellent, Atmosphäre - exzellent, Personal - exzellent. Es folgen ins Persönliche abschweifende Fragen, beginnend mit "Birthday". Ich bin mit dieser Frage sehr vertraut, bin es quasi gewöhnt, diese von kindauf zu beantworten und notiere ohne große Überlegungen meinen Geburtstag. Die nächste Frage gestaltet sich schon etwas anspruchsvoller: "Birthday of your loved one". Nach viel geistiger Anstrengung komme ich darauf, ich notiere den Geburtstag meiner M. Danach kommt das Offensichtliche, hätte ich doch auch nur einmal um die Ecke gedacht: "Anniversary of your marriage". Ich sehe mich in eine Falle getappt, es ist quasi unmöglich, auf die vorherige Frage eine Antwort parat zu haben, diese aber nun gänzlich zu ignorieren.

Ich bringe insbesondere meine kreative Hirnhälfte (rechte oder linke, who cares) auf Hochtouren und entsinne mich der Tatsache, dass meine M mich Ende Februar besuchen kommt. Ich möchte sie überraschen, indem wir am Tag ihrer Ankunft unseren Hochzeitstag bei Tamarind feiern.

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