Montag, 15. Februar 2010

Sunday

Bisher waren meine in Bangalore verbrachten Wochenenden hauptsächlich unspektakulär. Ich habe zwar befreundeten Kollegen, die eine Wohn-Lebens-Gemeinschaft führen, schon mehrfach an einem Samstag oder auch Sonntag einen Besuch abgestattet, die Zielpersonen dann aber immer in schlafendem Zustand vorgefunden. Die Uhrzeit scheint dafür unerheblich, ich fürchte, die freien Tage werden allgemein fast gänzlich verpennt. Ich versuche aktiv, meiner Langeweile entgegenzuwirken und mein Schicksal (bzw. Wochenendprogramm) selbst in die Hand zu nehmen. Ich gehe nach dem recht tristen Samstag hochmotiviert vor die Tür mit dem Ziel, meinen Block zu erkunden, da ich neben vorgetretenen Pfaden kaum Straßen oder gar Orientierung kenne. Bei meiner Wanderung sehe ich überraschend viele Slums in der direkten Umgebung, welche sich teilweise an noble Häuser anlehnen; diese Konstruktion spart immerhin eine Dimension Häuslichkeitsressourcen. Dem vielfach angepriesenen Konzept der Wiederverwendung kommt dieser Gedanke als Nebeneffekt sicher entgegen.

Die Zeit vergeht, ich fühle mich beschäftigt und genieße die Sonne. Diese wird nach einiger Zeit aber unerträglich heiß. Mein Kopf wird schwerer, ich durstiger und meine Haut gelbrötlicher. Nach 30 Minuten gebe ich auf, da ich einen Hitzeschlag bei Nichtabbruch meiner Mission nicht ausschließe. Erschwerend kommt hinzu, dass man mit jedem Atemzug neben einem verschwindend geringen Anteil O2 eine nicht unerhebliche Menge Feinstaub vom Feinsten purster Pollution einatmet. Dazwischen finden sich hin und wieder auch Spuren von Methan. Ich kehre um und bin so k.o., dass ich selbst für die nächsten zwei Stunden schlafe.

Auch meine Mitbewohner schlafen, was mir nicht unbedingt mehr Beschäftigung verspricht, als ich wieder aufwache. Ich hole die Wäsche vom Dach und sehe auf dem Weg zum Verstauen derselbigen ein Geschenk des Himmels. Ich habe meine Aufgabe (= Zeitüberbrückung = Herausforderung) gefunden. Es lacht mich an, dieses heiße Eisen, und ich kann der Versuchung nicht widerstehen endlich einmal mit ihm zu spielen. Ich gehe ganz vorsichtig mit ihm um, will es nicht verletzen. Es ist schließlich mein erstes Mal und dieses behält man sich ja doch schon irgendwie in Erinnerung.


Mir wird richtig warm von dem was wir da tun. Wir bewegen uns in unserem gemeinsam geschaffenen Rhythmus und spüren, dass die Sache glatt läuft. Ich habe das Gefühl, es gefällt uns beiden. Danach brauchen wir beide einen Schluck Wasser. Zisch!

Als ich bisher im Büro Montag morgens regelmäßig "How was your weekend?" gefragt wurde, dachte ich noch, ich müsste irgendwas erzählen, nur zuhause zu sitzen kann ja schließlich kein erfülltes Leben sein. Außerdem bin ich doch immer noch a) jung und b) der Gattung der Touristen abstammend, da muss einfach etwas passieren. Ich bemerke, dass die Kollegen bei der Antwort auf die Frage (die meinerseits immer spektakulärer dargestellt wird, als sie in Wirklichkeit ist) recht schnell abschalten und noch währenddessen bereits den nächsten nach seinem "weekend" befragen. Ich habe im Lauf der Montage aufmerksam die Reaktion der anderen beobachtet und weiß nun, was eigentlich von einem erwartet wird: "Nothing. Just taking rest."

1 Kommentar:

  1. Das Design des Bügelbrettbezugs ist ja echt cool. Da muss das Bügeleisen geradezu über die Hemden flitzen.
    Mudder

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